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Die HoneyBadger

Die “HoneyBadger” – Friedemann

Fragen an Friedemann – Der Start in die Reihe “Die HoneyBadger”

Der Fachmann bei der Arbeit im Collegium Tübingen. ©thbc

Es kann schon sehr lustig sein, wie man Menschen und ihre Geschichten kennenlernen darf.
Friedemann ist so ein Fall.
Ehemals im Collegium Tübingen am Getränke machen, Gründer der bekannten Tanz und Musikreihe “Hit & Run” und bis zum heutigen Tag großer Sportenthusiast, Lebemann und studierter Rhetoriker, der in der Hauptstadt der Republik mittlerweile lebt.
Volltätowiert, grimmig, stechende Augen, keiner, den man gerne gegen sich hat.
Gesegnet mit nordischem Humor, einer gewissen Rauheit, aber immer fair und freundlich, zumindest wenn man ihm mit dem Motto “So wie es in den Wald reinschallt, so schallt es wieder hinaus” begegnet.
2020 lernten wir ihn kennen und er ist seit Tag 1 Unterstützer und Freund des Blogs, unserer Idee des Kollektivs und vor allem feiert er mindestens genauso hart den Honigdachs, wie wir selber das tun. Mehr als genügend Gründe, ihm ein paar Fragen zu stellen.
Er ist der Anfang unserer Reihe “Die HoneyBadger” bei der wir in regelmäßigen Abständen Menschen und ihre Motivationen, ihr Leben und ihre Trainingsmethoden kennenlernen und vorstellen wollen.
Lieber Friedemann: Danke, dass du dabei bist!

1.) Woher kennst Du uns und unsere Idee des Kollektives?
Kannte einige der Mitglieder schon, als sie noch fett und schlecht gelaunt waren. Da wundert man sich natürlich, was da auf einmal passiert ist.
Der Rest war Klaus.

2.) Als Barkeeper bist Du jeden Abend körperlich tätig. Hast Du noch Zeit und Energie, selbst zu trainieren?
Nein. Die Zeit muss ich mir nehmen und die Energie muss ich mir abringen. Auch weil es Zeit ist, die ich dann zum Beispiel mit meiner Frau nicht habe. Aber Training ist einfach wichtig.

3.) Dein persönlicher Background zum Sport: Was hast Du bisher probiert und wie hat es dir gefallen?
Ich komme aus dem klassischen Boxen und Fußball. Ich bin dann Anfang der 2010er in die MixedMartial Arts gewechselt. Aber das war mir irgendwann zu doll. Sehr viele Leute haben zu der Zeit mit Kampfsport angefangen, um sich für die Straße fit zu machen. Da war viel unsauberes Kämpfen dabei. Daumen ins Auge und so. Das ist nie worum es mir ging und entsprechend habe ich mich nicht mehr so wohl gefühlt bei der Sache. Heute mach ich Kraftsport und Yoga. Das beruhigt mich anders. Ich bin auch nicht mehr Mitte zwanzig, so blöd das klingt, als Student war mir das noch egal, aber inzwischen brauche ich meine Hände und mein Gesicht zum Arbeiten. Beim Yoga zum Beispiel habe ich mir bisher nichts gebrochen. Das sehe ich als positive Entwicklung. Meine Mama sieht das auch so.

4.) Was hat Dich am Boxen gereizt? Was war der mentale Aspekt, der Dir am meisten gefallen hat?
Boxen ist ein nerdigerer Sport als man es manchmal denken könnte. Die technischen Anforderungen sind hoch. Man möchte sich konzentrieren und gelernte Sachen umsetzen – Sonst tut‘s höllisch weh. Ich habe das geliebt, über Stunden hinweg nur Schritt- oder Schlagfolgen zu üben. Wie ein Irrer in der Ecke in die Luft boxen. Die Atmung an die Bewegungsabläufe anzupassen, solche Sachen. Boxen ist eben nicht nur fotogen ins Maul hauen. Mir hat das auch im Selbstbewusstsein gut getan. Das ist auch warum ich dauernd allen, insbesondere Menschen mit körperlichen und seelischen Unsicherheiten, empfehle, Boxsport zu betreiben.  

5.) Wenn wir Sport als Ausgleich und als Ventil sehen würden, wie sehr steht ein Barkeeper in der deutschen Hauptstadt unter Strom, wenn nicht gerade eine weltweite Pandemie vorherrscht?
Das umreiße ich nur zu gern. Eine normale Schicht geht von 18 – 05 Uhr. Am Wochenende auch mallänger. Das heißt: Mindestens zehn Stunden auf den Beinen. Im Service 20 000 Schritte abzulaufen ist gar kein Problem. In einer Bar, in der ich lange gearbeitet habe, habe ich am Abend im Schnitt 200 Drinks gemacht. Den Großteil geschüttelt. Am Ende der Schicht bekam ich die Arme nicht mehr hoch. Und wenn alle Gäste weg sind, gibt’s meistens noch ein oder zwei Stunden Gläser zu polieren… Nebenbei noch besoffene, durstige und notgeile Menschen durch die Nacht bringen.

Boxen – körperlich wie mental eine Herausforderung! ©thbc

6.) Klingt anstrengend!
Nach zehn Stunden im Rauch (ja, in Berlin ist fast alles Raucherbar), ohne Pause, ohne Essen und meistens zu wenig getrunken, sind die Kräfte weg. Es gibt sicher Kollegen die das anders machen, aber ich trinke nie Alkohol an Tagen an denen ich arbeite und ich nehme grundsätzlich keine Drogen. Es ist so bereits anstrengend genug, nach der Schicht nicht im Heißhunger noch irgendeinen Quatsch zu essen, den es in Berlin ja auch an jeder Ecke zu jeder Zeit noch gibt. Der Körper will das natürlich unbedingt haben. Dann fällt man vielleicht um 7 ins Bett und schläft erschöpft 9 Stunden und dann kann man sich nach dem Aufstehen eigentlich schon wieder zur Arbeit fertig machen. In den Rhythmus Zeit für sich, Sport, Freunde, Frau und weiteres zu finden, ist nicht selbstverständlich. Da muss man was für tun.

7.) Was ist Deiner Erfahrung nach ein guter Tipp, um sich diese Situation angenehmer zu machen?
Stretchen! Das habe ich auch erst gelernt, als ich aufgehört habe in Studentenbars zu schütteln und in High End Bars gewechselt bin. Da siehst du dann die gestandenen Barmänner (- und Frauen)die den Job seit 30 Jahren machen in Hemd, Schlips und Schürze stehen wie sie Dehnübungen machen. Sieht albern aus, ist aber vor und nach der Schicht wichtig und reduziert die körperlichen Anstrengungen merklich. Besonders die Finger übrigens!

8.) Wie sehr verfolgst Du Sport und wenn ja, welchen? 
Sport würde ich es nicht nennen, aber ich bin HSVer und guck mir das schon immer an. Außerdem bin ich Eishockey Fan und verfolge die Detroit Red Wings. Das mach ich beides echt intensiv. Boxen schaue ich seit die Klitschkos alles langweilig gemacht haben kaum noch, da bin ich irgendwie raus. Dann lieber ketterauchen und mit Kumpels MMA gucken und rumlabern, dass man das eh alles besser könnte.

9.) Apropos Pandemie: Wie kommst Du mit der derzeitigen Situation klar?
Natürlich überhaupt nicht gut. Ich hab im Leben jetzt nicht gerade Preise gewonnen, weil ich so eine Frohnatur bin. Also liege ich arbeitslos auf der Couch rum, fresse Kinder Professor Rino und nerv rum. Normal also. Da ich also genau dazu neige, ist es umso wichtiger für mich, mich um mich selbst zu kümmern, vor allem körperlich. Das ist zumindest für mich eh immer der schnellste Weg, sich gut in der eigenen Haut zu fühlen!

10.) Sport ist sehr häufig mit dem inneren Schweinehund verbunden. Wie groß und stark ist Dein innerer Schweinehund??
Mein Schweinehund ist eine solide 9/10. Der ist zusätzlich noch ganz gut im Saft, weil ich auch mehrere Jahre am Stück hatte, die ich ihn wirklich alles gewinnen lassen habe. Der Wichser ist echt ein Brocken und ich hasse ihn. Das Effektivste gegen Schweinehunde ist meiner Erfahrung nach aber Vitamin D. Also immer in die Sonne und ausziehen, das nervt den richtig ab. Und wenn man sich nicht gern auszieht, weil man sich unwohl fühlt zum Beispiel, dann geht’s dem Schweinehund vermutlich bald ans Leder.

11.) Deine beste Story über einen Sportler, den Du kennst, die du hier erzählen könntest?
Mein Freund Gregory ist relativ klein aber eine krasse Kante und ein extrem bissiger Kämpfer. Gerade am Boden kaum zu kriegen. Wir kennen uns aus antifaschistischen Zusammenhängen. Durchaus szenetypisch hat Gregory keine hohe Meinung von der Polizei. Statt sich, wie die meisten anderen politisch Aktiven, ein Gym zu suchen, in dem keine Polizisten und keine Nazis trainieren, hat er sich extra in einem angemeldet, in dem viele Polizisten trainieren. Jetzt verbringt er seine freien Abende damit, sich mit Polizeischüler nach allen Regeln des Erlaubten zu prügeln. Das finde ich einfach integer und irgendwie auch stark.

10.) Dein Geheimnis für den perfekten Drink?
Zuerst (ganz wichtig: ohne Eis) die süß-sauer Balance aufsetzen.
Das schmeckt man einfach, wenn die stimmt. Wenn es zu sauer ist, mehr Zucker, wenn’s zu süß ist, mehr Säure. Wenn die Mischung stimmt, einfach Schnaps drauf tüddeln bis es schmeckt.  Im Zweifel keine Angst davor haben, den Jigger zu benutzen.

12.) Zum Schluss noch paar kurze Fragen:
Norden oder Süden?  –Norden
Rot oder Blau?-Blau
Oberkörper oder Unterkörper?-Unterkörper
Kniebeuge oder Liegestütze?- Liegestütze
Morgens oder abends?- nach dem Aufstehen.
Kann in der Tageszeit variieren
Stadt oder Dorf? –Stadt all the way